Abfliegen mit Leewelle

Letztes Wochenende war auf dem Flugplatz Malmsheim nochmal richtig viel los.

Die klassische Segelflugsaison ist jetzt vorbei, Thermik gibt es ab Oktober nur noch in sehr geringem Maß. Eigentlich geht die Saison erst wieder im Frühjahr los. Deshalb war für letzten Samstag ein kleines „Abfliegen“ mit Ziellandewettbewerb geplant. Neben der Aufgabe, möglichst exakt das Zielfeld bei der Landung zu treffen, gab es für die Piloten noch weitere Aufgaben. Bei verdecktem Instrumentenbrett mussten Höhe und Geschwindigkeit ohne Instrumente geschätzt werden. Aber es gab an diesem Tag auch ein seltenes Wetterphänomen. „Leewelle“ im Schwarzwald. Diese entsteht bei starkem Wind ab etwa 40…50 km/h, möglichst senkrecht zum Schwarzwald (also Ost- oder Westwind). Dabei entsteht auf der windabgewandten Seite von Bergen und Hängen eine Welle, ähnlich wie im Wasser hinter einem Stein. Auf der ansteigenden Seite dieser Welle kann man im Segelflug große Höhen erreichen und diese auch in Strecke umsetzen – ohne Thermik!

Und weil der Wind auch schon nachts bläst, kann man bei dieser Art des Aufwindes schon ab Sonnenaufgang Segelfliegen und muss nicht darauf warten, dass sich thermische Aufwinde durch die Sonneneinstrahlung entwickeln. Holger Leicht startete deshalb an diesem Tag schon zu Sonnenaufgang und konnte dann an der Hornisgrinde bis auf knapp 6000 m steigen. Ein unbeschreibliches Erlebnis, allerdings bei bis zu -18 °C ohne Heizung.

Trotzdem mit nur 10 min Motorlaufzeit ein beeindruckender Flug von über 6 Stunden in großer Höhe und Blick auf die 200 km entfernten Alpen. Eigentlich sind Flughöhen ab 3000 Meter reserviert für die Verkehrsflugzeuge. Aber mit freundlicher Unterstützung der Radar-Lotsen aus Frankfurt durfte er höher steigen.
Als Holger schon auf dem Heimweg war, lief der Ziellandewettbewerb bereits auf Hochtouren und vom Flugschüler bis zum „alten Hasen“ machten alle mit. Und wer denkt, dass die Erfahrenen einen Vorteil gehabt hätten, liegt falsch. Oft sind die Flugschüler besser im Training als die langjährigen Scheininhaber. Sieger war am Ende dann doch der erste Vorstand Eckard Ahrens. Der Tag wurde anschließend mit einem gemeinsamen Grillabend beschlossen.

Die Fliegerei geht aber natürlich über den Winter weiter, solange es die Platzverhältnisse zulassen. Es wird im Segelflug so gut wie möglich geschult und im Motorflug finden auch Überlandflüge statt.

Der Flugplatz ist oft noch bei Schnee nutzbar, solange die weiße Pracht nicht zu hoch oder zu matschig ist. Und vielleicht kommt noch der ein oder andere Tag mit Leewelle über dem Schwarzwald.